Mittwoch, 18. Mai 2016

REVIEW: GORE REALITY (2016)



Real Death – ein Format, das wohl mit keinem anderen der Welt zu vergleichen ist. Vielleicht teilt er sich, was Ächtung der Masse und Obsession einiger weniger angeht, einen unbesungenen ersten Platz mit den anstößigsten Spielarten der (Gewalt- und Fetisch-) Pornografie, fristet aber doch ein viel untergründigeres und unvermarktbareres Dasein. Zu grob wird wohl gegen das Moralverständnis der meisten Menschen und die Rechtssprechung vieler Länder verstoßen, als dass man ähnliche Vermarktungsmechanismen wie zum Beispiel bei beschlagnahmten Splatterfilmen etablieren könnte – ganz zu schweigen von der Exklusivität des zu beschaffenden Materials.



Darstellungen von Tod und Morden findet man trotz allem heutzutage leichter und zahlreicher vor, als es jemals der Fall war. Doch wo selbst die zynischste Darstellung quasi Massenware geworden ist, ist eben eine besondere Ausprägung Mangelware geworden: der physikalisch vertriebene Real Death Film. Waren damals Titel wie die “Traces of Death” oder die “Faces of Gore” Reihe noch begehrte Sammlerstücke, ist dieses Medium heutzutage eben durch die genannten Gegebenheiten so gut wie völlig verschollen. Umso interessanter ist es, wenn es dann doch Neues aus dem Bereich gibt, das der Präsentation der Alten treu bleibt: in diesem Fall “Gore Reality”.




Der vermummte Ersteller von “Gore Reality”, der unter dem Pseudonym GoreManiac agiert, führt den geneigten Zuschauer durch alle fünf Abschnitte, die der Film zu bieten hat: Accident, Murder, Suicide, Execution und Short Life. In seinen etwa 35 Minuten Spielzeit bietet “Gore Reality” quasi pausenlos Szenen drastischster Natur. Die Kinderkrankheit des frühen Real Death Formats war das ständig auszumachende Füllmaterial, das das eigentlich explizite sogar oftmals zu überlagern schien. Hier merkt man jedoch, dass kein Geschäftsmann, sondern vielmehr ein “Real Death Enthusiast” am Werk war, von dem anzunehmen ist, dass er aus einer größeren Sammlung das “Beste” herausgesucht hat. Wo GoreManiac jedoch ganz im Fahrwasser der Vorbilder schwimmt, ist der Bereich der Musik: old school Gore Grind und Death Metal dröhnen zu jeder Sekunde aus den Boxen und passen sich gekonnt den Darstellungen an.



Wie bereits erwähnt, ist “Gore Reality” wirklich hochgradig explizit und könnte selbst für Shockumentary-Gelegenheitskonsumenten etwas zu schwierig sein. Beachtlich ist vor allem, wie sich der Film von Abschnitt zu Abschnitt steigert. Accident und Murder präsentieren lange und detailreiche Aufnahmen von grausam entstellten Leichen, denen zum Beispiel die Gedärme aus dem Leib hängen oder das Gesicht fehlt. Der Fokus liegt hierbei primär auf den Bergungsarbeiten der (größtenteils asiatischen) Polizeikräfte. Nach dem stellenweise etwas kurzweiligeren Suicide-Abschnitt folgen die wahrlich extremen Szenerien. Executions zeigt zum Beispiele schmerzhafte und stellenweise kristallklare Szenen, in denen Geiseln die Hälse durchgeschnitten werden, woraufhin die Peiniger die Köpfe triumphierend auf die Leichen legen. Auch ist das in Real Death Kreisen relativ bekannte Video, in dem einem Mann mit einer Schrotflinte das halbe Gesicht weggeschossen bekommt, enthalten. Eine wirklich unbeschreiblich brutale Exekution, in dem ein an den Beinen aufgehänger Körper in der Mitte durchgesägt wird, muss auch noch Erwähnung finden.

Getoppt wird dies jedoch durch das finale Kapitel “Short Life”. Hier werden zum Beispiel abgetriebene Föten, aufgedunsene Wasserleichen von Babys und eine mehrminütige Autopsie eines Neugeborenen gezeigt. Vor allem hier beweist “Gore Reality”, dass jegliche Form von Tabu und Moral während des Schaffensprozesses verworfen wurden und dass man zum Ziel hatte, eine Clipsammlung zu schaffen, die nur für eine sehr gewisse Zuschauerschaft überhaupt zumutbar ist.




Fazit: “Gore Reality” bietet in superlativischem Maße das, was der Titel verspricht. Wer sich zu diesen Darstellungen hingezogen fühlt, wird hier einen Film vorfinden, der seinem Konzept doppelt und dreifach nachkommt. Aus mehr als nachvollziehbaren Gründen erscheint “Gore Reality” in einer Kleinstauflage auf VHS und ist somit jetzt schon unmöglich zu bekommen. Dennoch werden diejenigen, die es für angebracht halten werden, das Teil ausfindig zu machen, genau das bekommen, wonach sie suchen. Vielleicht sogar um einiges mehr...

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