Montag, 28. Oktober 2013

REVIEW: POSSESSION (Andrzej Zulawski, 1981)




Nach einer langen Geschäftsreise bemerkt Mark, dass seine Frau Anna noch abweisender und verschlossener ist, als sie es sowieso schon war. Getrieben von Eifersucht versucht er ihren neuen Freund ausfindig zu machen. Er ahnt jedoch nicht, dass der, der ihr so den Kopf verdreht hat noch nicht einmal ein menschliches Wesen ist.





„It’s about a woman fucking an octopus“. Mit diesen Worten betitelte der polnische Regisseur Andrzej Zulawski seinen im Jahre 1981 in Westberlin gedrehten Film „Possession“. Nach der Sichtung entpuppt sich dieser Slogan als ähnlich banal, wie es schon beim total missglückten Titel „The Pig Fucking Movie“, mit welchem der grandiose „Vase de Noces“ in der Vergangenheit beleidigt wurde, der Fall war. Obwohl dies sicherlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist bzw. war, ist die Beschreibung dennoch alles andere als falsch. Prinzipiell geht es bei „Possession“ wirklich um eine Frau, die einen Oktopus fickt. Doch warum wirkt dieser Spruch trotzdem so unangebracht? Ganz einfach deshalb, weil „Possession“ einfach so viel mehr ist als das. Der Film vereinigt so viele verschiedene Genres in sich, dass es auf Anhieb unmöglich wäre, sich auf eines festzulegen. Charakterdrama, Horror, Thriller, Experimentalfilm und Mystery, von all diesen Gattungen sind Elemente vertreten, jedoch ist „Possession“ einfach zu vielschichtig und schlichtweg intelligent, um sich vor einen Karren spannen zu lassen. Dieses Ausnahmewerk wurde übrigens in der Vergangenheit um eine dreiviertel Stunde zensiert und genoss in England den zweifelhaften Status eines „Video Nasty“. Doch was macht Possession so besonders?



REVIEW: UNMORALISCHE GESCHICHTEN (Walerian Borowczyk, 1974)









Ein 20 Jähriger, nimmt seine ihm hörige Cousine mit ans Meer um sie zu verführen. Ein Mädchen wird in einem Zimmer eingesperrt und steigert sich dort extatisch in ihre Wollust und verbindet sie mit ihrem Glauben. Die ungarische Blutgräfin Erzebet Bathory streift durch ein ungarisches Dorf und nimmt junge Mädchen mit auf ihr Schloss um mit ihnen ausschweifende Orgien zu feiern. Als Lucrezia Borgia ihren Vater und Bruder, beide hohe Geistliche besucht, gibt sie sich ungestümen Leidenschaften hin.





„Unmoralische Geschichten“ wurde im Jahre 1974 von Skandalregisseur und Erotik-Veteran Walerian Borowczyk realisiert und beschreibt in vier erotischen Episoden mehrere Arten von lasterhafter, zügelloser Begierde. Die verschiedenen Episoden erstrecken sich über mehrere Epochen und erzählen jeweils eine absolut eigenständige Geschichte. Die Motive, so vielseitig sie auch sein mögen, erweisen sich doch oftmals als geschichtenübergreifend. Lust, die Verbindung von Gewalt und Sex und vor allem eine stilvolle religiöse Ästhetik im Einklang mit den sinnlichen Bildern sind die Markenzeichen dieses extravaganten Erotikkunstwerkes. Da verwundert es wenig, dass es einige Kontroversen um den Film gab. Nicht nur stand „Unmoralische Geschichten“ in Deutschland 25 Jahre lang auf dem Index, es gab angeblich auch eine ominöse Tiersex-Szene, welche natürlich in keiner Fassung mehr zu finden ist. Doch was wäre ein echter 70er Jahre Erotikklassiker ohne Skandale?

Sonntag, 27. Oktober 2013

SPECIAL: BLACK LAVA ENTERTAINMENT





Das österreichische Label „Black Lava Entertainment“ hat seit seiner Gründung im Jahre 2010 qualitativ hochwertige Releases herausgebracht und hat sich mittlerweile durch die hauseigene Produktion „Necrophile Passion“ den Namen in der Horror- und Splatterwelt gemacht, den es verdient hat. Die Firme von Regisseur und Filmproduzent Thomas Binder entstand aus der Asche von NACA7 Productions und A. A. S. und hat sich voll und ganz dem ursprünglichen Underground Szenegedanken verschrieben. Dies bedeutet: qualitativ hochwertige Releases zu fairen Preisen und eine Filmauswahl fernab des Mainstream. Die Auseinandersetzung mit den früheren Releases hat gezeigt, dass man Black Lava Entertainment keineswegs auf den derzeit sehr beliebten „Necrophile Passion“ reduzieren sollte und somit werden hier Kurzreviews zu allen Black Lava Titeln, sowie ein Interview mit dem Labelinhaber voller Stolz präsentiert.


Samstag, 26. Oktober 2013

SPECIAL: DIE COMICS DES CHARLES BURNS - MOTIVE IN "BLACK HOLE" UND "X'ED OUT"





Charles Burns ist wohl einer der interessantesten und  unterschätztesten Künstler, den die amerikanische Comicbuchlandschaft je hervorgebracht hat. Seine Kunst ist schwierig, eigenartig und dennoch so wunderbar vielschichtig und intelligent, dass es fast schon beleidigend wäre, sie als bloßen Horror abzutun. Die Geschichten, die er erzählt, sind befremdlich, obskur, tiefgreifend und markerschütternd und dennoch haben sie eine solch bittersüß reale Note, dass man als Leser irgendwann die Genrebegriffe einfach beiseite legt und Burns‘ Werke als wahrnimmt, was sie sind: absolut eigenständige, persönliche Werke. Dass er weitaus mehr als „nur“ ein Horrorzeichner ist, beweist zum Beispiel die Tatsache, dass er lange Zeit für das Magazin von Pulitzer Preis Gewinner und „Maus“ Zeichner Art Spiegelmann tätig war. Doch wie erreicht Burns diesen hohen Grad an eigenwilliger, unverwechselbarer Stilsicherheit? Was macht seine Comics so außergewöhnlich und warum schaffen sie es, im Leser eine solche Stimmung zu erzeugen?


Dienstag, 22. Oktober 2013

REVIEW: GLORIOUS AGGRESOR - RETRIBUTION CURSE (Black Metal, 2012)





„Glorious Aggressor“ ist das Projekt des amerikanischen Musikers Colin Smith, welches sich dem Black Metal verschrieben hat. Die erste EP dieses jungen, amerikanischen Projektes trägt den Titel „Retribution Curse“ und wurde im Jahre 2012 über Obscure Abhorrence Productions veröffentlicht. Auf insgesamt 4 Tracks präsentiert der Musiker einen Black Metal Stil, den man zwar einerseits als altgedient (was im Black Metal natürlich nicht schlecht sein muss), andererseits aber auch ein Stück weit als progressiv beschreiben könnte. 



Montag, 21. Oktober 2013

REVIEW: FATHER'S DAY (ASTRON 6, 2011)





Ein gestörter Vergewaltiger und Psychopath ist auf freiem Fuß und missbraucht und tötet wehrlose Väter. Drei Betroffene haben es sich zur Aufgabe gemacht dem geisteskranken Gewaltverbrecher namens Chris Fuckman das Handwerk zu legen, ahnen jedoch nicht, mit welchen Mächten sie sich anlegen. 



Troma ist ein Name, der direkt Assoziationen weckt. Die Independent Firma aus Amerika ist seit den 80ern felsenfest im Underground-, Amateur- und Trashsektor verankert und hat sich unter Horrorfans einen so guten Namen gemacht, dass der Terminus „Tromafilm“ quasi schon ein eigenes Genre bezeichnet. Wie Fans jedoch wissen, ist Tromafilm nicht gleich Tromafilm. Auf der einen Seite gibt es die Filme, welche von Troma selbst ersonnen und produziert werden (Toxic Avenger, Sgt. Kabukiman, Tromeo & Juliet etc.) und auf der anderen Seite stehen die Independentproduktionen, welche von Troma aufgekauft und releast, aber nicht gedreht werden (Rabid Grannies, Bloodsucking Freaks, Necronos [in den USA] etc.). Father’s Day stellt jedoch eine Ausnahme dar. Als Labelchef Lloyd Kaufmann den Faketrailer (Tarantino und Rodriguez lassen grüßen) zu Gesicht bekam, war er so begeistert, dass er der kanadischen Filmschmiede Astron-6 ein Budget von 10,000 $ zu Verfügung stellte, um Father’s Day Wirklichkeit werden zu lassen. Somit ist der Film zur Hälfte eine hauseigene Tromaproduktion und zur anderen Hälfte ein Independent Film, welcher von Troma releast, aber nicht kreiert wurde. Es ist nicht zu leugnen, dass in  beiden Tromafilm-Kategorien sowohl zeitlose Trashepen, als auch nahezu unanschaubare Rohrkrepierer veröffentlicht wurden. Father’s Day steht jedoch für den Tromageist der Gegenwart und stellt ein (im positiven Sinne) absolut geschmackloses Exploitationfest dar, welches selbst von trashfremden Genrefans mehr als wohlwollend aufgenommen wurde, andere jedoch sogar zum Verlassen diverser Screenings veranlasste. Doch was hat es mit dem Film auf sich?



Sonntag, 20. Oktober 2013

REVIEW: ELIMI - THE SEED (Black Metal, 2011)






Elimi ist eine Underground (Black) Metal Band aus Schweden welche, seit der alte Bassist im Jahre 2008 Suizid beging, aus drei Mitgliedern besteht. Der Name „Elimi“ wurde übrigens einer Geschichte über einen Pfarrer entlehnt, der einen Pakt mit Satan eingeht und ist der Name eines Dämons. Die Schweden spielen eine relativ anspruchsvolle, stilistisch versierte Form von Black Metal und haben seit 2004 eine Demo, zwei Vollalben und eine EP veröffentlicht. Letztere trägt den Namen „The Seed“ und wurde im Jahre 2011 von deutschen Black Metal Labels „Obscure Abhorrence“ und „Art of Propaganda“ in Zusammenarbeit veröffentlicht und stellt das aktuellste Werk der Band dar. 


Sonntag, 13. Oktober 2013

REVIEW: CLEAN SHAVEN (Lodge Kerrigan, 1994)





Peter ist ein psychisch Kranker, der größtenteils in seinem verwahrlosten Auto lebt und offenbar ziellos herumstreunt. Peter ist schizophren, hört Stimmen in seinem Kopf und leidet unter Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Doch Peter ist bei weitem nicht so ziellos, wie es auf den ersten Blick scheint. Er ist auf der Suche nach seiner Tochter, welche zur Adoption freigegeben wurde, nachdem ihre Mutter starb. Vor Trauer und Sehnsucht zerfressen, irrt er durchs Land, um sie wiederzufinden. Schade nur, dass zeitgleich ein grausamer Mörder junge Mädchen umbringt und der Detective, der auf den Fall angesetzt ist, auf die Spur des verwirrten, jungen Peters kommt.





Clean Shaven von Lodge Kerrigan ist eine verstörende Einsicht in die Welt eines schizophren Mannes. Der mit sehr geringem Budget verwirklichte Independentfilm hat es direkt nach seiner Uraufführung im Jahre 1994 geschafft auf sich aufmerksam zu machen und ist bis heute ein Geheimtipp unter Kennern von Filmen, welche sich abseits des Mainstreams bewegen. Die heikle Thematik, die durchdacht eingesetzten Stilmittel und die nahezu perfekte schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers, machen Clean Shaven zu einem Film, der so gut funktioniert, dass er den meisten Menschen zu schwierig sein dürfte (auf mehrere Arten). Da verwundert es wenig, dass der Titel „Clean Shaven“ weitaus seltener in den Mund genommen wird, als z.B. Saló. Doch was genau macht diesen Film so anspruchsvoll und einzigartig? 





Freitag, 11. Oktober 2013

REVIEW: HUMAN LARVAE - WOMB WORSHIP (Noise, 2013)





Human Larvae ist ein Name, den Noise- und Post- Industrial Fans sicherlich nicht zum ersten Mal hören. Das Ein-Mann Projekt rund um Daniel Burfoot hat es in den fünf Jahren geschafft, durch seine Releases durchgehend zu überzeugen und emotionalen, starken und intelligent strukturierten Noise zu spielen, welcher aus der Masse an Releases meilenweit heraussticht. Nach der Veröffentlichung von „What Lies Ahead“ (Unrest Productions) wurde es ruhig um Human Larvae, welcher jedoch generell nicht zu den Künstlern gehört, welche im Minutentakt Releases auf den Markt werfen. Man merkt jedem seiner Alben an, wie viel Planung darin steckt und welchen Reifeprozess es durchschritten hat. Demzufolge war ich sehr erfreut als ich hörte, dass das deutsche Label L.White Records den neusten Streich „Womb Worship“ herausbringen würde. 



Dienstag, 8. Oktober 2013

REVIEW: UND ERLÖSE UNS NICHT VON DEM BÖSEN (Joel Séria, 1971)





Anne und Lore sind zwei junge Mädchen aus gutem Hause, welche gemeinsam die selbe Klosterschule besuchen.  Auf den ersten Blick wirken sie wie wohlerzogene, junge Damen, doch der Schein trügt: Anne und Lore haben sich dem Bösen verschrieben und verbringen ihre Sommerferien damit, die Menschen in ihrer näheren Umgebung zu terrorisieren. Je länger sie dies tun, desto boshafter werden ihre Streiche, bis eines Tages etwas geschieht, was ihr Leben für immer verändern wird...




Joel Sérias Film „Mais ne nous délivrez pas du mal“ aus dem Jahre 1971 ist eine ein interessantes Relikt und ein wahres Kind seiner Zeit. Sorgenfrei zwischen sozialkritischem Drama und beinharter Exploitation hin- und hertänzelnd, ist der französische Film so radikal, wie er unverwechselbar ist. Unschuldig und böse zugleich, besticht „Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ durch seinen Willen zur Grausamkeit, seine starken Charaktere, seine Freizügigkeit und einen tiefschwarzen Humor, von dem man oftmals nicht genau weiß, ob man ihn überhaupt als solchen wahrnehmen kann. Unter seiner Genreoberfläche ist „Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ auch eine zynische, hasserfüllte Abrechnung mit den Tugenden und gesellschaftlichen Normen seiner Zeit, aus dem so viel authentischer Hass und Abneigung spricht, wie man sie heute wohl nur noch schwerlich filmisch verpacken könnte.




INTERVIEW: GUY PEARCE (The Rope Maiden)

Guy Pearce aka SculptingFragments ist nicht nur ein sehr langlebiger Youtuber, den vor allem Asia Sickos kennen dürften, sondern auch der Regisseur des vor einiger Zeit auf Thanatische Manifestationen vorgestellten Kurzfilmes "The Rope Maiden". In Undergroundkreisen wurde sein erstes Werk sehr gut aufgenommen und auch abgesehen von seinem Film ist der Brite ein Mensch, mit dem es sich lohnt einen Plausch zu halten. Also habe ich es mir nicht nehmen lassen, ihm einige Fragen über seinen Film, seine Geschmäcker und ihn persönlich zu stellen.





Das ungekürzte Interview könnt ihr hier lesen: