Freitag, 30. August 2013

REVIEW: KÄLTETOD - REUE (Black Metal, 2010)




"Ich fühle nichts mehr, ich erstrebe nichts mehr,
Ich starre ziellos in die Leere,
Die mir einst eingehauchte Seele wird nunmehr
Nur vom Eiswind noch getragen"

Diese Worte liest man, wenn man das Booklet zum Album "Reue" der deutschen Band Kältetod aufschlägt (MC Version). Im Hintergrund kann man eine nebelverhangene Landschaft ausmachen, welche auf mattes, graues Papier gedruckt wurde. Sicherlich die perfekte Aufmachung für das Album einer Band, welche bei Metal Archives lediglich "Leere" als Thema angegeben hat.

"Leere" ist nicht nur das Konzept der deutschen Black Metal Band, sondern auch der Titel eines ihrer Alben, welches 2005 erschien. Schon damals war ich angetan von der Ambientlastigkeit, den schleppenden Riffs und der Melancholie, die die Lieder ausstrahlten. Dies erinnerte mich teilweise an Bands wie Paysage d'Hiver oder Xasthur, welche ich zu meinen absoluten Lieblingen zähle. Demzufolge waren die Anforderungen an das 2010 erschienene Album "Reue" sehr hoch.





Den Anfang macht der Track "Vor entflammten Erinnerungen".  Direkt ist klar, dass Kältetod einen anderen Weg bestreitet, als sie es mit 5 Jahre zuvor mit "Leere" getan hatten. Das Riffing ist schnell, aber dennoch depressiv, die Drums sind mittelschnell. Obwohl man diese Form von Black Metal schon öfter bzw sehr oft gehört hat, taugt der Track. Die Vocals klingen verzweifelt, rücken aber über dem schnellen Riff etwas zu sehr in den Hintergrund, zumindest für meinen Geschmack. Abgesehen von mehreren langsamen, nachdenkenlichen Passagen, welche eine sehr melancholische, aber dennoch schöne Atmosphäre hervorrufen, ziehen sich die Riffs durch das ganze Lied.

Während ich mir noch nicht im reinen bin, wie ich die "neuen" Kältetod Aufnahmen finde, geht es weiter mit "Zermürbt durch Reue". Dieser Track ist noch aggressiver und vor allem schneller als sein Vorgänger. Trotz einiger Unterbrechungen (welche in diesem Track etwas forciert wirken) alles in allem sehr eindimensional. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend.

"Nur vom Eiswind getragen" entpuppt sich jedoch als wahrer Hammer. Schleppende, melancholisch anmutende Gitarrensoli wandeln über die dezente Akkordbegleitung. Zum ersten Mal bekomme ich das Gefühl, dass Kältetod genau den Stil gefunden haben, der ihnen steht. Vor dieser melodischen Geräuschkulisse erstrahlen auch die Vocals in neuem Glanz. Klangen sie früher etwas blass, strotzen sie nun vor Verzweiflung. Als im letzten Drittel ein neuer Lick einsetzt und eine zweite Gitarre hinzustößt, bin ich hin und weg. Wie am Anfang erzielt die schleppende Melodie ihre gewünschte Wirkung, doch die Atmosphäre ist noch erhabener als am Anfang.



Hörprobe

Der nächste Titel "Das Lächeln in der Verwesung" geht jedoch wieder in eine völlig andere Richtung und ist fast schon rockig und von sehr schnellen Drums unterlegt. Das Tempo wird auch das ganze Lied über gehalten, keine langsamen Passagen, keine Melodie. Auch wenn die Abwechselung recht interessant ist, hat dieser Track die selben Probleme wie "Zermürbt durch Reue". Einseitigkeit, fehlende Atmosphäre und ein durchgehendes Gefühl von "hab ich schon zu oft gehört", das immer stärker wird, je länger der Track andauert.

Nach diesem etwas schwächeren Track folgt "In die Glut der Winterseele". Anfangs auch eher schnell und chaotisch, rifftechnisch seinem Vorgänger jedoch weit unterlegen, ist dies der erste Track, bei dem die schnellere Spielart halbwegs mitzureißen vermag. In der Mitte wird die Musik schlagartig langsamer und der aus "Nur vom Eiswind getragen" melodiöse Klang kehrt zurück. Das Lied bleibt bis zum Ende stark, auch wenn die atmosphärische Dichte des eben genannten Track nicht ganz erreicht wird.

Der Abschlusstrack "Grau in Grau" erinnert dann wieder mehr an das erste Lied von "Reue". Die Wut und die etwas schnellere Spielart funktionieren auch hier halbwegs, vor allem da die Vocals um einiges stärker sind und besser passen, als bei den anderen Liedern dieser Spielart.

Fazit: "Reue" hat einige sehr starke Lieder und ist vom Grundtenor her, trotz einiger Schwankungen irgendwie homogen. Das beste Lied ist ganz klar "Nur vom Eiswind getragen", jedoch gibt es auch andere starke Momente. Auch wenn man sich durch den oft zu aggressiven Stil, der dem Projekt nicht so gut steht, wie schleppende Melancholie es tut, einiges an Potential verschenkt hat, sollten Freunde von anspruchsvollerem, atmosphärischem Black Metal einen Blick wagen.

7/10

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